Die Akteure

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Montag, 3. Mai 2010

Regenzeit und eine sehr bewegende Begegnung.

Hallo nochmal,


wie einige vielleicht schon mitbekommen haben, herrscht bei uns gerade Regenzeit und es regnet in enormen Menge. Auch wenn die Sonne meist Nachmittags wieder zum Vorschein kommt, regnet es doch meist die Nächte durch. Die Mengen an Wasser die hier runterkommen, sind absolut nicht mit zuhause vergleichbar und haben mitunter zur Folge, dass die Straßen, bzw. Wege nicht mehr begehbar sind, oder dass sich das Wasser in die Häuse bahnt und somit für nasse Betten sorgt, bis hin zur Zerstörung von Pflanzen, da Bananenstauden von den Wassermassen einfach zerschlagen werden und umfallen. Trotzdem sehen die Leute es natürlich positiv, da Wasser immer Leben bedeutet. Die gepflanzten Pflanzen können sprießen und das bedeutet es gibt wieder etwas zu ernten.
In den vergangenen Tagen sind häufig Autos in der Gegend im Schlamm stecken geblieben und das Hilfsgeschäft Einheimischer blühte, die mit Schaufeln, Brettern und Seilen Leuten aus der Misere helfen konnten.

Adrians Auto sah aus, als hätte er an einer Rallye teilgenommen ;)

Als wir vorgestern mit Father Pascal nach Masaka fuhren, um einige Erledigungen zu machen, mussten wir einen merkwürdig abgelegenen Trampelpfad fahren, da die Wege, die man normalerweise nach Masaka befährt, nicht begehbar waren. Also sind wir durch die hinterletzte Pampa gefahren, auf Wegen die normalerweise nur von Fußgängern durch den Busch verwendet werden. Trotz des Vierradantriebs sind wir häufiger mal fast quer daher gekommen und haben ab und an kleine Bäume touchiert. Trotz allem sind wir nach längerer Fahrt unbeschadet in Masaka angekommen.
Unter anderem haben wir uns in Masaka mit Father Edward getroffen, den wir schon seit seinem Umzug in ein anderes Parish nicht mehr gesehen hatten. Auch besuchten wir Johanna, eine Deutsche, die in Masaka wohnt, die sich sehr über unseren Besuch freute und mit der wir uns lange unterhalten haben. Zuletzt hat sie uns hausgemachte Marmelade, Käse (!!!) und ein etwas hochwertigeres, dunkleres Brot (sonst gibt es immer nur weißes Toastbrot) mitgegeben, worüber wir uns seeehr gefreut haben.

Auf dem Heimweg sind wir dann doch über den normalen Weg in Richtung Makondo gefahren, da es tagsüber trocken war und die Sonne hier schnell wieder alles trocknet. So dachten wir auch dieses mal! Bis Kymokama, das Dorf in nächster Nähe zu unserem Parish, ging alles gut, doch unten im Tal lag ein Lastwagen im Graben, der durch den Schlamm in die Wassergräben neben dem Weg gerutscht ist und seine Fracht (Steine für eine Baustelle) mitten auf den Weg abgeladen hatte. Einige Helfer waren, wie wir später erfahren haben, shcon seit dem späten Nachmittag damit beschäftigt hilflose Versuche zu unternehmen das Fahrzeug auszugraben... Father Pascal versuchte seinen Geländewagen an der Unfallstelle vorbei zu manövrieren, was jedoch schiefging und somit auch im Wassergraben endete. Es war bereits nach 21 Uhr und es war stockfinster. Das Auto war durch den 30cm tiefen Schlamm nicht manövrierfährig und somit mussten wir es mit Brettern und Geschiebe in Postition bringen, damit wir aus dem Graben herauskamen. Da es sich bei den Helfern zum größten Teil um Bauarbeiter handelte, wollten diese uns nicht so recht glauben, als wir selbst einige Ideen hervorbrachten, mit denen man das Fahrzeug evtl. aus dem Dreck ziehen, bzw. an dem Haufen Geröll vorbeifahren könnte. Wir haben immer wieder versucht die Leute davon zu überzeugen, dass unser Weg sicherlich klappen würde, wenn sie nur mithelfen würde. Nach insgesamt einer guten Stunde Arbeit und gescheiterter Versuche willigten die Leute schließlich ein und halfen uns Daniels Idee umzusetzen. Einige Minuten später waren wir an der Stelle vorbei und konnten hoch ins Parish fahren. Wie unsere Schuhe, Kleider und natürlich das Auto aussahen, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Glücklicherweise haben Daniel und Ich bereits am Morgen unsere Bergschuhe angezogen, da wir schon damit gerechnet haben, evlt. ein Auto schieben zu müssen... ;)



Gestern war ich Nachmittags ein wenig spazieren, um mir nochmals im Tageslicht die Folgen des Regens anzuschauen. Die Landschaft unten im Tal war nicht mehr wiederzuerkennen. Es sah eher aus wie ein See, in dem Bäume und Gräser wachsen. Die Straße war wie ein Acker, obwohl sie durch Father Edward repariert wurde. Das Unterfangen der Bauarbeiter mit ihrem Lastwagen hat natürlich noch einen unnötigen Teil dazubeigetragen. Wir können nicht so recht verstehen, warum die Männer ausgerechnet in dieser Zeit mit einem Lastwagen voller Geröll diese Straße fahren mussten, wo doch allseits bekannt ist, dass die Straßen durch die Regenfällt aufgeweicht und matschig sind. Auch Father Pascal hat nochmal nachgefragt und ihm wurde nochmals bestätigt, dass die Lieferung nicht zwangsläufig hätte stattfinden müssen, sondern auch noch ein paar Tage Zeit gehabt hätte, bis die Straßen wieder trocken gewesen wären... nun ja.

der Weg vom Parish nach Kyamukama. In der Mitte der LKW. Die Straße erneut kaputt.


Sumpf an Stelle von Wald.

 normalerweise ein trockener Waldweg...


Die Straße zum Parish erinnert eher an ein Moorast. 


Abflussrohr unterhalb der Straße. Etwas merkwürdige Farben, welches das Wasser dort annahm... 

Als ich so umher wanderte und einige Landschaftsaufnahmen machte, sprach mich ein älterer Herr an, der mit seiner Kuhherde unterwegs war und versuchte mir auf Luganda etwas zu erklären. Jedoch ist mein Luganda nicht gut genug, als dass ich ihn verstanden hätte. Somit war ich froh, als einer unserer S1-Schüler herbeikam und mir half den alten Herr zu übersetzen. Der Hirte wollte nur, dass ich von ihm und seiner Herde ein Foto mache, welches ich ihm dann entwickeln lasse. Ich versicherte ihm, nachdem wir die Aufnahme gemacht hatten, dass ich beim nächsten Besuch in Masaka das Bild in einem Photostudio ausdrucken lassen werde und es ihm dann zukommen lassen würde. Er war überglücklich und verbeugte sich vor mir und hörte nicht auf sich bei mir zu bedanken. :)


 Dann sprach er erneut auf Luganda zu mir und nachdem mir Alama übersetzt hat, war klar, dass der Hirte mir ein Kalb schenken möchte, da es für ihn eine große Ehre sei, dass ich ihm ein Foto von ihm schenken werde. Ich war sprachlos und dankte ihm vielmals. Da das Kalb noch sehr jung sei und somit nicht bei der Herde sein kann, versicherte er mir, es in einigen Tagen hoch zum Parish zu bringen!
Für mich war es eine sehr bewegende und besondere Begegnung, da Kühe hier sehr wertvoll sind und es somit ein sehr bedeutendes Geschenk ist, ein Kälbchen von einem einfachen Hirten geschenkt zu bekommen.

Zum Schluss noch ein letztes Foto von der Beseitigung von Müll. Was wir anfangs natürlich absolut nicht verstehen konnten. Jedoch muss man klar sehen, dass es hier keine Alternative gibt, den Müll loszuwerden. Denn andernfalls, würde der Müll in die Felder, also die Natur geworfen werden. Müllabfuhren sind selbst in den Großstädten nicht verbreitet und somit weitgehend ein Fremdwort. Daher kann man mit einem zugedrückten Auge sogar sagen, dass es auf diese Art vielleicht sogar umweltschonender ist...

Hinter dem Parish.

Das war’s auch schon wieder für heute. Heute werden wir mit einem Bekannten vielleicht ein nahegelegenes Gefängnis besichtigen, von dem wir immer wieder Sträflinge hier in den Feldern arbeiten sehen. Das wird sicherlich auch ein sehr bewegendes Erlebnis.

Schönen Tag und bis zum nächsten Mal.
Grüße natürlich auch von Daniel,
Philipp

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